Page 40 - livre-sans-fonds-perdus
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L ieber pierre,
Das Erste, was ich höre, wenn ich an dich denke, ist dein Lachen:
so laut und durchdringend. Als ich diese Lachen zum ersten Mal
während deines Praktikums in Berlin hörte, war ich verwundert. Woher
kam es aus diesem so zart und zerbrechlich wirkenden Menschen? Je
näher ich dich kennenlernen durfte, bemerkte ich, dass ein so sensibler
und aufmerksamer Mensch wie du auch einzigartig lachen muss.
An die Details deines Praktikums kann ich mich nicht mehr erinnern, aber an
unsere Gespräche jenseits der Arbeit über Politik, Literatur und Familie. Als
wir uns kennenlernten, glaubte ich dem frankreichkritischsten Franzosen
meines Lebens begegnet zu sein. Heute weiß ich, mit welchen Vorurteilen
ich durch das Leben lief und wie klischeehaft ich über Franzosen dachte.
Unsere gemeinsame Leidenschaft: Die Literatur. Wie sehr genoss und
genieße ich unsere Gespräche über Bücher! Nach jedem Gespräch bin ich
so inspiriert und die Liste der Werke, die ich in diesem Leben lesen will
ist dank dir länger und länger geworden, ob Ehen von Philippsburg oder
Muschelessen.
Vieles im Leben kehrt zurück: Auf Trauer und Entsetzen folgen Zuversicht
und die Hoffnung, dass alles wieder sich zum Besseren wenden wird. Am
21.7.2016 schriebst du mir: Es hat sich in der Welt so viel ereignet, seitdem wir
uns (vor 2 Jahren?) gesehen haben... Es werden Attentate verübt im Namen einer
Terrorgruppe, die in ihrer blinden Grausamkeit alle anderen/vorherigen übertrifft. Das